Ein neuer Stolperstein erinnert an den Sozialdemokraten Peter Alfs, der 1944 von den Nationalsozialisten in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert und im Frühjahr 1945 auf dem Todesmarsch vermutlich Richtung Schwerin ermordet wurde. Der Künstler Gunter Demnig hat den Stolperstein vor dem Haus Kirchstraße 51 verlegt. Dort hatte Peter Alfs nach dem Ersten Weltkrieg gewohnt.
Für unseren SPD-Ortsverein haben Petra Kappe, Günter Koretz, Johannes Ohlemüller und Hans Hermann Pöpsel an der Zeremonie teilgenommen. Bürgermeisterin Imke Heymann kündigte an, dass in Ennepetal weitere Stolpersteine in Gedenken an Nazi-Opfer verlegt werden. Peter Alfs war ein entschiedener Gegner des Hitler-Regimes. Geboren am 1. November 1890 in Köln-Ehrenfeld, arbeitete der gelernte Stahlgraveur zunächst in Holland und England. Im Ersten Weltkrieg wurde er als Ausländer auf der Isle of Man interniert. Das berichtet Hans Hermann Pöpsel vom Arbeitskreis Stadt-Geschichte, und weiter: Nach der Entlassung fand Alfs 1919 in Milspe einen Arbeitsplatz. Er heiratete hier und wohnte in der Kirchstraße, er wurde SPD- und Gewerkschaftsmitglied und 1926 in die Milsper Gemeindevertretung gewählt. Später übernahm er den Fraktionsvorsitz der Sozialdemokraten, und ab 1930 arbeitete er hauptberuflich für den Metallarbeiterverband. Bereits im Frühjahr 1933 – kurz nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler – wurde Alfs zusammen mit zahlreichen anderen Sozialdemokraten in „Schutzhaft“ genommen, wie die Nazis das nannten. Die SPD hatte als einzige Partei am 23. März 1933 im Reichstag gegen das Ermächtigungsgesetz gestimmt. „Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht“, sagte der damalige SPD-Vorsitzende Otto Wels. Nach seiner Freilassung führte Peter Alfs ab 1935 einen kleinen Tabakladen an der Voerder Straße, der sich zu einem Treffpunkt von Regimegegnern entwickelte. Deshalb auch wurde Alfs am 19. Januar 1938 von der Gestapo erneut verhaftet und in die Steinwache nach Dortmund gebracht – heute eine Gedenkstätte für die Opfer der NS-Herrschaft. Zusammen mit Fritz Steinhoff aus Hagen, dem späteren NRW-Ministerpräsidenten, wurde Alfs vor Gericht gestellt. Sie und fünf andere Angeklagte erhielten hohe Zuchthaus- oder Gefängnisstrafen, weil sie das Ziel gehabt hätten, „die Verfassung des nationalsozialistischen Staates im bewaffneten Aufstand und Bürgerkrieg zu beseitigen“. Tatsächlich wurde ihnen der Schmuggel von Flugblättern vorgeworfen. Nach der Haft und kurzer Freiheit startete der NS-Staat am 13. August 1944 unter dem Namen „Aktion Gitter“ eine neue Verhaftungswelle. Mit Peter Alfs wurden auch seine Milsper Parteifreunde Julius Bangert und der spätere Landrat Otto Hühn festgenommen und ins Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht. Peter Alfs Familie erhielt am 4. Dezember 1944 ein letztes Lebenszeichen von ihm. Im Frühjahr 1945 wurden die Gefangenen von ihren Bewachern aus Furcht vor den anrückenden russischen Truppen in einen der sogenannten „Todesmärsche“ Richtung Nordwesten gezwungen. Der kranke und von der KZ-Haft geschwächte Alfs kam dabei um, ebenso wie der ehemalige Haßlinghauser Bürgermeister Wilhelm Kraft, nach dem heute die Gesamtschule des Ennepe-Ruhr-Kreises benannt ist. Das Gerichtsurteil gegen Peter Alfs von 1938 wurde erst im Jahre 1955 aufgehoben. 1978 benannte der Rat der Stadt Ennepetal auf Homberge eine Straße nach ihm. Auf Anregung des damaligen SPD-Bundestagsabgeordneten René Röspel beschloss der Kulturausschuss, erläuternde Zusatzschilder unter den Namensschildern jener Straßen anzubringen, die nach den Ennepetaler Widerstandskämpfern Julius Bangert, Gustav Bohm, Ewald Oberhaus und Peter Alfs benannt wurden. Die Arbeit dieser aufrechten Demokraten soll nicht in Vergessenheit geraten. Dem gleichen Anliegen dienen die Stolpersteine, die Gunter Demnig seit 1996 zur Erinnerung an Opfer des Nationalsozialismus verlegt. Mit inzwischen 75.000 Steinen ist so das größte dezentrale Mahnmal der Welt entstanden. Und es wird weiter wachsen. Der Stolperstein, der an Peter Alfs erinnert, ist nun der dritte in Ennepetal. 2021 wurden zum Gedenken an die Eheleute Frankenhaus, die 1943 im Lager Sobibor ermordet wurden, zwei Stolpersteine an der Kölner Straße verlegt. „Gerade in diesen Tagen, wo Krieg herrscht in Europa, wo der Rechtsextremismus erstarkt, Menschen getötet, verfolgt und vertrieben werden, erinnern wir uns schmerzlich an die Schicksale der Opfer“, sagte Petra. „Wir werden Peter Alfs und all denen, die mit ihm aus ihrer Überzeugung Widerstand leisteten und im Kampf gegen Diktatur und Faschismus ihr Leben ließen, ein ehrendes Andenken bewahren.“