Nur jedes zehnte Kind unter drei Jahren aus Zuwandererfamilien besucht eine Kinderbetreuungseinrichtung. Dabei ist unter Experten unstrittig, dass dies wichtig ist, um spätestens zum Schuleintritt gleiche Startchancen zu haben. „Es gibt viel zu tun für Kinder“, sagt darum der stellvertretende SPD-Vorsitzende Klaus Wowereit und fordert Schwarz-Gelb zum Umdenken auf. Denn statt mehr und gute Kita-Plätze zu schaffen, und das gebührenfrei, verschärfe die Bundesregierung vielmehr die Lage.
Als „alarmierend“ hat Wowereit die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes bewertet. Eine Auswertung von Mikrozensus und Bevölkerungsstatistik belegt, dass nur knapp 47 Prozent der Kinder mit Migrationshintergrund eine Kindertageseinrichtung besuchen. Bei Kindern ohne einen ausländischen Elternteil sind es immerhin 61 Prozent.
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Deutlich beunruhigender noch ist die Lage bei Kindern unter drei Jahren. Nur jedes zehnte Kind (10,5 Prozent) aus Zuwandererfamilien kann eine frühe Förderung in Anspruch nehmen – sonst ist es jedes vierte, haben die Wiesbadener Statistiker ermittelt.
„Die Folgen“, warnte am Mittwoch der stellvertretende SPD-Vorsitzende und regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, „sind dramatisch“. Denn gerade Kinder mit Migrationshintergrund seien auf eine frühe und gute Kinderbetreuung angewiesen. Eine Erkenntnis, die auch Fachleute geschlossen vertreten. Und darauf muss Politik reagieren: Nur wenn früh angesetzt werde, mit frühkindlicher Bildung und Ganztagsschulen, ließen sich herkunftsbedingte Benachteiligungen ausgleichen und Chancengerechtigkeit herstellen, so Wowereit.
Die Instrumente sind unter anderem Gebührenfreiheit bei der Kinderbetreuung, wie sie neben anderen sozialdemokratisch regierten Ländern auch in Berlin umgesetzt wird. In der Hauptstadt bezahlen Eltern bereits seit 2007 nichts mehr für das letzte Kita-Jahr, ab 2011 sind sogar die letzten drei Jahre gebührenfrei. Und es geht darum, dass ausreichend Betreuungsplätze zur Verfügung stehen – um die „zügige Umsetzung des Rechtsanspruchs“ für die Betreuung ab Eins, so Wowereit. Dies werde aber durch die „unsinnigen Steuergeschenke“ von Schwarz-Gelb gefährdet, weil dadurch das Geld für den notwendigen Betreuungsausbau fehle.
Darüber hinaus gehe die Bundesregierung mit der geplanten Einführung des Betreuungsgeldes „in die komplett falsche Richtung“, kritisierte der stellvertretende SPD-Vorsitzende. Denn: „Sie fördert, dass Kinder zu Hause bleiben.“ Dies gehe vor allem zu Lasten der Kinder mit Migrationshintergrund. Außerdem müsse schnell ein Konzept für die 40.000 fehlenden Erzieherinnen und Erzieher vorgelegt werden.
„Es gibt viel zu tun für die Kinder“, mahnte Wowereit. „Die Bundesregierung muss endlich die richtigen Weichen stellen, damit kein Kind verloren geht.“